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Die 6 wissenschaftlichen Coachingfaktoren

Die Wissenschaft des Coachings steckt noch in den Kinderschuhen. Denn obwohl man viel über Wirkmechanismen weiß, ist Coaching noch zu wenig evidenzbasiert. Studien der Wirksamkeit werden gerade erst erschaffen. Doch schon daraus können wir einiges ablesen, was heute bereits gut definiert wurde: hier sechs wichtige Faktoren und Ansatzbereiche

  1. Die Coach-Klienten-Allianz
  2. Die erste Neuroebene des gesprächsorientierten Coachings
  3. Die zweite Neuroebene des prozeduralen Denkens und der Gewohnheiten
  4. Die dritte Ebene des limbischen und körperorientierten Lösungsverhaltens
  5. Die Transparenz
  6. Die Selbstwirksamkeitserwartung

Die Coaching-Klienten Allianz

Die Coach-Klienten Allianz ist der Haupttreiber der Wirksamkeit. Dieser ist aber natürlich abhängig von der Qualität und dem Tageszustand eines Coaches. Dies könnte man als “eminenzbasiert” statt evidenzbasiert beschreiben und ist nicht das, was wissenschaftliches Coaching braucht.

Aber es gibt auch andere für das Coaching brauchbare unterschiedliche Ansätze. Angelehnt an den Neurowissenschaftler Gerhard Roth ist das Konzept der Coachingebenen entstanden, das sich stark an der Funktionsweise des Gehirns anlehnt. Man definiert 3 Ebenen der Wirksamkeit des Coachings auf verschiedene Gehirnbereiche.

Erste Ebene: Das gesprächsorientierte Coaching

Es braucht die sprachliche und unmittelbare Lösungsfindung über die Kommunikation und über das logische Denken.
Die Neurowissenschaft weist dies dem Gehirnbereich zu, der für das konzeptuelle Denken zuständig ist. Der Vorteil dieses Bereichs des höheren Denkens ist die kreative Möglichkeit, neue Wege zu finden und die Nutzung der Sprache und Interaktion zwischen Coach und Klient. In Verbindung mit Walk and Talk bekommt man in einem Coaching die höchste Kreativität und die damit verbundene Möglichkeit zur Lösungsfindung. Doch dies funktioniert nur bei einer bestimmten Menge von Problemdefinitionen, welche in der Regel personell und nicht mit Emotionen verbunden sind, sondern nur über die Logik gelöst wird. Die Probleme sind meist mentaler oder organisatorischer Natur, wo fehlende Kreativität die richtige Lösung verhindert.

Die zweite Ebene: prozentuales Denken und Gewohnheiten.

Auf dieser Ebene sind beim Klienten die Gewohnheiten und Verhaltensweisen abgespeichert. Diese sind die entweder fest Programme oder eben durch Belohnungssysteme angeeignet. Wir nennen das auch den Wohlfühlbereich oder Komfortbereich. Diese Ebene liegt im mesolimbischen Gehirnbereich und ist nicht explizit mit dem Gehirn ansteuerbar. Es sind autonome Prozesse im täglichen Leben. Oft sind es aber genau diese Bereiche, die uns Probleme machen. Der Coachingweg, der Lösungen erschafft, ist hauptsächlich verhaltensorientiert und nützt mehr das Training und die direkte Umsetzung, sei es im Denken oder auch direkt im Verhalten. Das bedeutet, der Klient trainiert mit Ankern und Vorstellungen, aber auch in der Realität neue Verhaltensweisen ein. Dies kann manchmal reichen, dass eine neue Lösung erschaffen wird und diese dann, wenn sie besser funktioniert als das alte Verhalten, dazu führt, dass eine neue hilfreiche Gewohnheit entsteht. Für den Klienten braucht die Kontinuität und Regelmäßigkeit, bis es sitzt. Also Coaching ganz im herkömmlichen Sinne des Coaches.

Die dritte implizite Ebene des limbischen Systems

Bei der dritten Ebene geht es um das limbische System und seine Erfahrungen als implizite Ebene der gespeicherten emotionalen Erfahrungen und Lösungswege. Diese sind stark körperorientiert und nutzen somatische Marker sowie eine ganze Reihe von hormonellen Aspekten, die völlig von einer bewussten Veränderungsmöglichkeit ausgeschlossen ist. Coaching auf dieser Ebene ist ein sehr feinfühliger Weg und braucht eine einfühlsame, führende, körperorientierte Coaching-Methode. Reden reicht nicht, sondern der Einsatz von Körper und fühlenden Systemen ist hier notwendig.

Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch wichtig, wie die Verbindung zwischen Klienten und Coach ist, wenn die Arbeitsallianz für diesen Zeitpunkt erstellt wird. Bei einer guten Allianz braucht es keine Methoden. Und doch macht einen guten Coach auch aus, dass er unabhängig von seiner Person Möglichkeiten und funktionierende Methoden kennt. Das Beste ist natürlich, wenn beides funktioniert.

Transparenz

Auch die Transparenz ist sehr wichtig: Also die Einladung, dass der Klient erkennt und weiß was er tut, welche Schritte stattfinden und wofür diese gut sind. Der Coach bietet dem Klienten eine Einladung an zu verstehen, was gerade getan wird. Er erklärt, was für die Lösung auch aus wissenschaftlicher Sicht hilfreich ist und damit gibt man dem Klienten auch wieder die eigene Entscheidung der Veränderung.

Die Selbstwirksamkeitserwartung SWE

Das hat den großen Vorteil, dass während der Veränderungsschritte die Wirksamkeit erkannt wird. Und das wiederum wirkt auf die Selbstwirksamkeitserwartung (SWE). Diese ist ein grundlegender psychologischer Faktor, der in jedem psychotherapeutischen Kontext beachtet wird und dem Klienten ein Wachstum ermöglicht. Je mehr er wirksam ist und wahrnimmt, wie er wirksam ist, desto mehr wird er im nächsten Augenblick wieder handlungsfähig sein, da er seine eigene Wirksamkeit kennt. Oder einfacher ausgedrückt, ein Klient, der es einmal geschafft hat, klar und deutlich seine Meinung auszudrücken, kann dies beim nächsten Mal schon viel einfacher wiederholen. Die Aufgabe des Coaches ist es und war es bisher, dem Klienten zu zeigen, was er zu tun hat. Das Verhalten, wie er es tut, ist die innere Haltung, mit welcher Körperbewegung er das ganze tut, und was er tut, um das zu einer Gewohnheit werden zu lassen, die für ihn eine Belohnung wird. Damit ist Wachstum gegeben.

Das Zusammenspiel der einzelnen Ebenen

Es gibt Coaching Varianten, die auf allen Ebenen wie auf einer Klaviatur spielen. Wenn auch nicht immer alle drei Ebenen notwendig sind, um gute Lösung zu erschaffen, ist es als Couch doch wichtig, verschiedene Möglichkeiten zu kennen, um für diese Bereiche beste Einsatzmöglichkeiten zu finden. Erfahrene Coaches wissen, wie sie die einzelnen Elemente ansprechen können und es gibt perfekte Ausbildungen für jeden dieser Bereiche.