Zum Inhalt springen

Schamanischer Lebenstanz in Lavaldieu

Als Physiker und Leiter eines Coachinginstituts mit Expertise in den Bereichen Gehirn und Geist sowie Psycho-Neuro-Immunologie bewege ich mich ab und zu auch in intensive spirituelle Welten – weil ich daran glaube.

Die Kraft dieser Erfahrungen habe ich zuerst während meiner Yogalehrerausbildung in Indien erlebt und später immer wieder in anderen Zusammenhängen. Ich kenne das Gefühl, dass die Welt nur ein Traum ist, den wir selbst träumen. Und wir können diesen Traum verändern. Doch es ist anders, als man oft annimmt: Es ist kein einfacher Prozess. Er ist häufig schmerzhaft, tiefgreifend und anstrengend, und es gibt immer wieder Momente, in denen man aufgeben möchte. Deshalb ist es gut, diesen Weg gemeinsam in einer Gruppe zu gehen und sich gegenseitig bei der Erschaffung eines gemeinsamen spirituellen Feldes zu unterstützen.

Eingeladen hat uns folgender Text:
Der Lebenstanz ist eine spirituelle Zeremonie zur Feier des Lebens. Inspiriert vom Sonnentanz  indigener Völker Nordamerikas und schamanischem Wissen aus Europa wird er im Sommer 2025 zum 33. Mal in Südfrankreich stattfinden. Seine Kraft lebt aus den Träumen und Tänzen vieler Menschen. Wir tanzen für Großmutter Erde und unser Heil- und Glücklichsein als Menschen auf diesem wunderbaren Lernplaneten. Wir beten mit unseren Füßen, singen unsere Visionen und hüten das heilige Feuer am Altar und in uns.

Im Raum der Leere kristallisiert sich das Neue.

Mit diesem Absichtssatz kannst Du Dich mit dem 33. Lebenstanz 2025 verbinden und ihn in Deinem Leben integrieren


Der äußere Ablauf (Das Tonal)

Was sich hier beschreibt, mag vielleicht etwas mysteriös klingen, und das ist es wahrscheinlich auch. Hier ein kurzer Einblick in den äußeren Rahmen dieses Prozesses:

60 aufrichtige und herzliche Menschen treffen sich inmitten der wunderbaren Natur der Pyrenäen. Gemeinsam bauen sie um einen Baum herum einen großen Kreis (etwa 60 Meter Durchmesser) aus Stangen und Planen. Mit einer gewissen Aufregung bin auch ich dabei. Es werden Schwitzhütten gebaut, und wir bereiten uns mental und körperlich auf den Tanz vor.

Anschließend richtet jeder seinen eigenen Platz her. Mit einer Matte und einer Decke ausgestattet, sucht sich jeder Teilnehmer einen Platz im äußeren Kreis, in diesem heiligen Bereich um den Baum. Dies ist sein Platz für den Tanz, den er mit einem Schild kennzeichnet. Auf dem Schild hat jeder seine persönliche Absicht gezeichnet, gemalt oder anderweitig dargestellt. Mein Platz war im Nordwesten, eher zufällig. Aber was sind schon Zufälle? In dieser Richtung geht es um Strukturen, heilige Regeln und Gesetze, aber auch um die mentalen Muster, mit denen man sich im Leben beschäftigt.

Der spirituelle Prozess. (Das Nagual)

Das Ritual beginnt mit einer „Going-In“-Schwitzhütte, die aufgrund der 38 Grad im Schatten nur kurz abgehalten wird. Anschließend erfolgt der offizielle Einzug in den „Abor“, den heiligen Kreis.

An dem Ritual nehmen drei Gruppen von Menschen teil:

  • Die Sänger: 20 Personen, die in zwei Gruppen vom Sonnenaufgang bis 23 Uhr singen und die Tänzer mit einer großen Erdtrommel begleiten.
  • Die Hüter: Einige wenige Personen, die über das Geschehen wachen. (Es gab auch ein kleines Feuer, das jedoch wegen der Waldbrandgefahr in einem geschlossenen Gitter brannte.)
  • Die Tänzer: 30 Personen, die ihre Absicht zum Baum tragen, 15 Stunden am Tag tanzen und dazwischen in Träumen versinken. Während des Tanzes geben sie mit einer Pfeife ständig Geräusche von sich.

Gemeinsam mit der Erdtrommel, den Sängern, der Hitze des Tages, dem Baum und den Tieren entsteht eine ständige Kulisse, die einen immer tiefer in das „Nagual“ (die nicht-physische Welt) führt.


Mein persönlicher Prozess

Es beginnt eine dreitägige Trance, während der gefastet wird. Einige Teilnehmer entscheiden sich sogar für Wasserfasten, wobei ein Arzt anwesend ist, um die Begleitung zu gewährleisten. Diese Zeit ist dem Tanzen und dem Eintauchen in die eigenen Träume gewidmet. Später wird dann für größere, kollektive Themen getanzt.

Man fühlt sich nicht wie in der realen Welt; es ist wie ein Traum, in dem sich Phasen intensiver Emotionen mit Momenten absoluter Klarheit abwechseln. Man taucht immer tiefer in die eigenen Themen ein, erkennt, dass die persönlichen Muster oft nur Ablenkungen sind, und spürt, dass man sie in der Tiefe verändern kann.

Ich bin mit einem bestimmten Anliegen in diese Reise gestartet. Mein Schild symbolisierte die Suche nach dem richtigen Platz im Leben und dem passenden Thema für meine weiteren Seminare. Doch der Tanz zeigte mir sehr schnell, dass es nicht darum ging. Die „Traumlehrer“, die ich gerufen hatte, sagten mir immer wieder, dass alles schon richtig sei und ich meinen Weg einfach so weitergehen solle wie bisher.

Stattdessen füllten sich meine Tagträume mit einem anderen Thema: meiner Gesundheit. Ich leide an einer latenten Entzündung, die sich auch mit einer intensiven medikamentösen Behandlung vor Jahren nicht auflösen ließ. Seitdem lebe ich in einer Art Toleranz mit diesen Bakterien und suche nach der eigentlichen Ursache. Der Tanz führte mich dorthin. Es ging tief in meine Kindheit und in das Thema Scham. Zwar verstand ich es in diesem Prozess nur teilweise, doch emotional brachte ich es mit vielen Tränen zum Baum und nahm den Wunsch nach Heilung wieder mit.

So ging es in Spiralen immer tiefer in das Thema hinein. Ich erkannte die transgenerationalen Verstrickungen meiner Eltern und konnte einen Teil davon zurückgeben. Das werde ich systemisch in einer Aufstellung noch einmal vertiefen.


Ein besonderer Wendepunkt

Irgendwann änderte sich etwas. Mein Schritt veränderte sich, und die Spannung in meiner rechten Körperseite ließ nach. Informationen zu einer anderen Ernährungsweise und mentalen Übungen kamen zu mir, die diesen Raum immer weiter öffneten. Es war, als würde ich neu das Laufen lernen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren spürte ich eine verstärkte Durchblutung in dem betroffenen Körperteil. Ein neues Krafttier erschien mir und zeigte mir die neue Art, mich zu bewegen, damit dieser Zustand bleibt.

Es ist ein so wunderbares Geschenk. Auch wenn sich all dies sehr leicht anhört, war es ein intensiver Prozess, in dem ich vieles erst einmal nicht annehmen wollte. Je weiter sich der Prozess öffnete, desto klarer wurde es, und ich verstand.

Wir haben als Familie getanzt, jeder mit seinen eigenen Prozessen. Doch am Platz des Wassers gab es manchmal Zeit, sich zu treffen und sich von Herz zu Herz zu begegnen. Die kurzen Gespräche mit meinem Sohn, der seine Veränderung zum Mann tanzte, waren dabei sehr berührende Momente.

Die kollektiven Wünsche

Nach zwei Tagen war mein persönliches Thema durchgearbeitet, und ich wollte die letzten zwei Stunden dem Tanz für die Heilung der Erde widmen.

Zuerst erhielt ich das Bild der Trennung zwischen Mensch und Baum. Es war, als bestünde die Weltkugel aus zwei Hälften: auf der einen Seite die Menschen, auf der anderen die Bäume. Ein gemeinsames Leben existierte nicht. Die Bäume stehen dabei symbolisch für die gesamte Schöpfung. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich fühlte, wie sehr der Mensch sich mit seiner Gier von der Natur getrennt hat. Es schien, als wollte er diese Verbindung bewusst nicht mehr. Ich dachte an das arabische Projekt „The Line“ – ein einziges riesiges Gebäude in der Wüste. Ein Projekt, das diese Trennung verkörpert und in meinen Augen zum Scheitern verurteilt ist. Die 41 Grad Hitze und die brennenden Wälder nur 40 Kilometer von unserem Tanzplatz entfernt, machten die Dringlichkeit und die Konsequenzen dieses Verhaltens an diesem Tag spür- und riechbar.

Doch ich habe auch Hoffnung gesehen. Ich sah Menschen, die gemeinsam für den Frieden und die Rettung der Erde tanzten. Ich erkannte, dass es viel mehr Menschen gibt, die auf der Suche nach diesen Wegen sind und bereit, sie zu gehen. Auch hier forderte mich mein Krafttier auf, etwas zu verändern und auf meine eigene Weise zu „kämpfen“. Das werde ich tun. Ich möchte Menschen dabei unterstützen, in ihrem Bewusstsein zu wachsen, damit sie ihren eigenen Weg erkennen. Und ich werde mich aktiv gegen die Interessen der „weißen Männer“, die die Welt verbrennen, stellen. Gleichzeitig muss ich mein eigenes Handeln noch kritischer hinterfragen.


Das Ende des Tanzes

Am Ende tanzten wir eine Reihe ritueller Tänze für verschiedene Themen, die unserer Welt helfen könnten, und schickten unsere Wünsche für die Heilung der Erde hinaus. Und dann war es vorbei.

Es gab ein erstes kleines Fastenbrechen-Essen, eine „Going-Out“-Schwitzhütte und abends ein großes, feierliches Buffet am Baum. Dann war der Zauber vorüber. Die Realität war wieder da. Die Notwendigkeit, sich wieder zu sortieren und alles zusammenzupacken, holte mich in die reale Welt zurück. Aber ich kehrte mit der Erkenntnis zurück, dass Menschsein mehr ist als nur Geld und Materie. Es ist ein Einklang mit etwas Größerem, das uns begleitet.

Zusammenfassend:

Lavaldieu ist eine zutiefst persönliche und zugleich gemeinschaftlichen Reise, die ich als Teilnehmer erlebt habe. Sie zeigt mir, wie wissenschaftliches Denken und intensive spirituelle Erfahrungen sich nicht ausschließen, sondern sich für mich ergänzen.

Das Herzstück ist ein dreitägiger ritueller Tanz in den Pyrenäen. Hier sind wir, 60 Menschen, zusammengekommen, um gemeinsam ein Feld der Heilung zu erschaffen. Durch Fasten, den intensiven Tanz und die Geräuschkulisse von Trommeln und Pfeifen tauchten wir in eine Trance ein, die es mir ermöglichte, tief in meine innere Welt einzutauchen und verborgene Muster zu erkennen.

Diese Reise wurde für mich zu einem Weg der Heilung. Ich begann mit einer Frage nach meiner beruflichen Ausrichtung, wurde aber schnell zu einem tieferen, gesundheitlichen Thema geführt. Ich konfrontierte die Ursache einer latenten Entzündung, tauchte in meine Kindheit ein und erkannte transgenerationale Verstrickungen. Diese intensive Arbeit führte zu einer spürbaren körperlichen Veränderung und einer neuen, heilsamen Art, mich zu bewegen.

Doch die Reise war nicht nur persönlich. Sie weitete sich zu einem kollektiven Anliegen: der Heilung der Erde. Ich spürte die Trennung zwischen Mensch und Natur, erkannte aber auch die Hoffnung, die in der gemeinschaftlichen Kraft der tanzenden Menschen liegt. Am Ende kehrte ich mit der tiefen Erkenntnis zurück, dass Menschsein mehr ist als Materie und Geld — es ist eine tiefe Verbindung zu etwas Größerem, das uns begleitet. Die Rückkehr in die Realität war für mich keine Trennung, sondern die Fortsetzung dieser spirituellen Erfahrung im Alltag.

Informationen dazu:
https://lebenstanz.info/