Zum Inhalt springen

Systemische Strukturaufstellungen nach v.Kibet und Insa Sparrer

Systemisch heißt hier aus einer Sicht heraus zu arbeiten, die den Menschen sowohl als Teil eines größeren Systems, als auch als ein aus einzelnen Teilen aufgebautes System betrachtet.

 

Beantworten Sie mir folgende Frage:
Ist ein Ameisenstaat nun ein Lebewesen im Sinne eines unabhängig handelnden Tieres oder einfach nur viele einzelne. In einer mehr oder minder philosophischen Sicht würde man wohl Beides sagen. Diese Antwort hingegen für einen Menschen zu tun, fällt dabei schon schwerer. Doch genau dieses hat im Coachingbereich zu vielen Weiterentwicklungen in der Familientherapie geführt. Die meist nicht ganz so kurze Kurzzeittherapie ( u.a nach Simons und Watzlawick ), oder auch die Bert Hellingerschen Familienaufstellungen, die wiederum auf noch ältere Therapeuten zurückgehen. Und natürlich auch die systemischen Strukturaufstellungen. Letzteres wurde vor allem durch den Logiker Matthias Varga von Kibet sowie seiner Frau Insa Sparrer geprägt.

Diese faszinieren mit Ihrer detailreichen und sehr philosophisch geprägten Arbeit immer wieder große Gruppen von Menschen mit der systemischen Strukturanalyse, welche die lösungsorientierte Therapie mit dem Systemischen verbindet.

Damit ich Sie mit diesen Namen nicht langweile kommen wir einfach mal zu den praktischen Ansätzen der systemischen Theorie. Schließen Sie die Augen und folgen Sie mal im Geiste folgender Situation. Sie erklären einem guten Bekannten oder Freund einmal eine Situation, die durchaus zwei Ansichten haben könnte. Fällt Ihnen keine Situation ein, dann nehmen Sie doch oben genanntes Beispiel mit den Ameisen. Formen Sie nun innerlich einen Satz, der wie folgt beginnt. Lieber Freund …. Zum einen ist es soundso…. zum anderen ist es so und so .
Versuchen Sie Ihrem Freund dies lebhaft zu erklären.

Haben Sie dabei auf Ihre Hände geachtet. Für den einen oder anderen wurden die Hände genutzt um jeweils das eine oder das andere zu markieren. Und schon könnte man sagen, Sie haben Ihrem Freund ein kleines System gestellt, auf dass er es näher betrachten kann.

Testen Sie mal was für Lösungen herauskommen, wenn Sie jetzt die Hände zusammenführen und reden sie weiter mit Ihrem imaginären Freund. Was passiert da auch bei Ihnen?

Bei einer systemischen Aufstellung könnte ich bereits so arbeiten. Hände können so unglaublich viel erzählen. Doch interessanter wird es, wenn man Themen aufstellt, bei denen man komplexere Veränderungsprozesse initiieren möchte. Im klassischen Stil bieten sich hier Repräsentanten an, welche bestimmte Positionen oder Teile einnehmen. So zum Beispiel im klassischen Bereich von verkoppelten Familiensystemen. Doch auch ganz andere Themen wie Gemeinsame Projekte, körperliche Symptome oder auch einfach nur persönliche Ziele können aufgestellt werden.

Repräsentanten – also Menschen aus den Reihen der Teilnehmern – werden dann für die einzelnen Anteile im System ausgewählt ( von dem der Veränderung initiieren möchte ) und im Raum aufgestellt.

Plötzlich nimmt ein Thema, was bisher nur im Kopf wirklich war, einen Raum ein. – Wie Ihre Hände –

Und hier tauchen nun die unerklärlichen Aspekte der systemischen Aufstellung auf. Die Empfindungen der aufgestellten Teilnehmern können sich verändern, wenn andere Teilnehmer als Repräsentanten anderer Teile mit ins Spiel kommen oder sich im System bewegen.

Und noch interessanter ist dabei, dass der Aufsteller eines Systems, welcher ein Thema lösen möchte, nun sehr viel mit diesen Veränderungen in den Emotionen oder Wahrnehmungen der Teilnehmer hinein interpretieren kann. Meistens Gefühle und Erinnerungen , die für Ihn nicht direkt fassbar sind.

Und in einer noch weiteren Form können Änderungsrituale, dass aufgestellte System so verändern, dass der Aufsteller intern plötzlich anfängt in den Prozess zu gehen. Indem er anfängt vergrabene Gefühle zu fühlen, oder sich vielleicht symbolisch mit seinem Vater wieder verträgt, was er 40 JAhre vermieden hat …oder…oder…oder.

Wenn Sie so etwas noch nie gesehen haben. Es ist meist völlig unspektakulär Wir hatten schon systemische Aufstellungen in öffentlichen Gebäuden. Wenn dann jemand hereinkam und eine Menge Menschen sah, die wie Statuen irgendwo im Raum standen ohne sich zu bewegen, war die Antwort meist ein ungläubige „Ach so“, wobei das bestimmt nicht hieß „ich weis“, sondern eher ich weis nicht, was Ihr da gerade macht und trotzdem hat es auch eine Wirkung auf den Menschen, der es gerade beobachtet und es wird Ihn faszinieren.

Denn, dass dieses Problem plötzlich Raum einnimmt und dabei Tränen erzeugt, nur weil jemand sich umdreht, das ist doch ein wenig magic – oder nicht? Nun ja. Ganz so magic ist es ja nun auch wieder nicht, auch wenn niemand wirklich versteht, warum es funktioniert, doch dass es funktioniert das weiß man.

Im Gegensatz zu anderen Aufstellungsarbeiten, geht bei der systemischen Strukturaufstellung ein sehr intensiver Frageprozess voraus, der sich an dem lösungsorientierten Ansatz orientiert und beginnt aus dem inneren Nebel des Klienten mittels geeigneter Fragen das eigene Thema heraus zuarbeiten. Schon dies ist ja ein Prozess der Veränderung. Etwas ungewisses beginnt Form anzunehmen. Hier geht es um den Fokus. Wir sind ja manchmal blind wie eine Wühlmaus wenn es unsere Probleme angeht. Dabei wäre es hilfreich ein Thema mit Adleraugen zu fixieren und genau zu betrachten. Aber unser Bewusstsein ist eben nur ein schmaler Korridor durch den wir gerade uns selbst betrachten.

Kommt uns jemand in diesem Korridor in die Quere, stecken wir gleich in der Klemme oder müssen uns unseren Weg durch boxen, ohne wirklich zu realisieren, dass die Wände doch unsere eigenen Beschränkungen sind.

Was hat das aber mit Gesundheit zu tun?
Wir wissen mittlerweile, dass unser Körper aus vielen miteinander verflochtenen Systemen besteht. Damit alles miteinander funktioniert ist nicht nur reine Mechanik notwendig, sondern es gibt ein ausgewogenes System von Ausgleichsbeziehungen untereinander.

Aus systemischer Sicht sind körperliche Symptome aus der Balance geratene Ausgleichsbeziehungen. Nehmen wir an sie Rauchen noch, was an sich nicht sofort tödlich ist. Doch damit erzeugen Sie mehrere systemischen Komponenten in Ihrem Körper. Zum einen muss Ihre Lunge mehr leisten. Rauchpartikel werden entfernt, Ablagerungen nach Außen transportiert, verengte Bronchien benötigen mehr Kraft um Sauerstoff hindurch zu bewegen.

Diese Energie wird in Ihrem System irgend wo anders erzeugt oder beliehen werden müssen. Eine geschädigte Lunge zieht Energie aus anderen Systemen ab. Würde man dies nach der chinesischen Medizin deuten, dann sind dies vielleicht Milz/Magen und Herz/Dünndarm.

Woher aber auch immer: Es gibt keinen Ausgleich mehr. Denn die Lunge wird nicht durch die geliehene Energie wieder gesünder, was der Sinn gewesen wäre, sondern wird weiterhin die Energie abziehen.

Es ist wie in der Firma in der ein Lagerarbeiter am Vorabend mal ein Gläschen zu viel hatte und plötzlich sein Kollege die meiste Arbeit für Ihn mit übernehmen muss. Das kann dieser zwar eine zeitlang machen, doch irgendwann gerät er in Stress. Und dieser Stress kann Fehler verursachen, oder auch den zweiten Arbeiter krank machen. So läuft das nun mal. Wir sind in funktionierenden Systemen voneinander abhängig und so ist auch unser Körper. Kompensation lautet das Wort, bedeutet zwar alles funktioniert, ist aber nur eine Verschiebung des Themas.

Oft können wir direkt nichts für die Störungen, welche uns beeinflussen. Doch gibt es immer Möglichkeiten unser Körpersystem zu entlasten. Doch da Sie und ich schon zwei sind, ist klar, dass weder Sie noch ich alleine hier sind und damit schon wieder in einem System leben. Die Verbindungen untereinander sind mit vielen anderen Menschen verbunden. Und vielleicht wissen Sie, dass es für Sie einfacher und entlastender wäre, alleine ohne Ihre zänkische Freundin zu leben. Doch sind mit dieser Beziehungen auch viele Muster verbunden, die damit wieder direkt auf Ihr Körpersystem wirken können.

Also. Alles mit allem verbunden. Ausgleichsbeziehungen überall.
Ich sage Ihnen eines: Wenn man beginnt sich mit dem Thema Systeme zu beschäftigen dann kann das bei dem einen oder anderen zur Sucht werden. Plötzlich ist die Art und Weise wie die Tische in einem Büro stehen, bereits Grund genug eine Diskussion zum Thema anzufangen. Man sieht nur noch System.

Doch es ist auch ohne diese Auswüchse ein interessantes Thema. Und Aufstellungen helfen uns, über unsere Systemgrenzen hinaus zu blicken und damit Veränderungen zu fördern, die in Balance mit den Systemen sind.

Sie können die systemischen Aufstellungen bei uns bei Aufstellungstagen und in der Coaching Ausbildung erleben.